Zuggeschirre

Die zurzeit gebräuchlichsten Geschirre für die Zugarbeit vor dem Bollerwagen, Roller (Dog-Scooter), Bike, Trike, Sacco-Dog-Cart und Cani-Cross werden hier beschrieben. Diese Auflistung stellt einen Überblick dar und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die meisten der heute üblichen Zuggeschirre haben ihren Ursprung in den Geschirren der nordischen Schlittenhunde oder denen der schweren Karrenhunde. Daher ist es manchmal nicht so einfach, für heutige Rassen geeignete und passende Geschirre zu bekommen. Da der Zughundesport derzeit wieder auflebt und immer mehr Anhänger findet, werden sicher neben den bisher bewährten und bekannten Geschirren einige neue und innovative Entwicklungen Einzug in den Zughundesport halten: Diese Geschirre müssen sich in der Praxis allerdings erst beweisen.

Alle Zuggeschirre, unabhängig von der Anspannungsart, müssen eng am Körper anliegen und genau passen, ansonsten könnten sich neben wunden Scheuerstellen auch weitere gesundheitliche Risiken ergeben.
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Die üblichen Führgeschirre sind grundsätzlich nicht zur Zugarbeit geeignet!

X-Back-Geschirr

Das X-Back-Geschirr kommt aus dem Schlittenhundesport. Es erhielt seinen Namen, weil sich die Bänder wie ein „X“ über dem Rücken kreuzen. Das Geschirr sitzt richtig, wenn es unter Zug entlang des hinteren Rippenbogens verläuft und der Befestigungspunkt für das Zugseil kurz vor dem Rutenansatz liegt. Die Hüften und die Schultern des Hundes müssen sich in diesem Geschirr frei bewegen können. Der Halsausschnitt muss so beschaffen sein, dass die Atmung nicht behindert wird. X-Back-Geschirre sind nicht zu verschnallen und müssen aus diesem Grund genau ausgemessen werden. Je nach Hundetyp kann es notwendig sein, verschiedene Modelle und Größen von unterschiedlichen Herstellern zu probieren, um die optimale Passform für den eigenen Hund zu finden. Die meisten Geschirre wurden eher für die nordischen Hunderassen und deren anatomische Merkmale entwickelt, sodass für Hunde, die eine sehr abweichende Statur haben, unter Umständen keine Standardgröße optimal passt. Dann bleibt als einzige Lösung eine Sonderanfertigung.
Das X-Back-Geschirr ist das gebräuchlichste Zuggeschirr für die Anspannung an einer Zugleine.

Pulka-Geschirr

Ursprünglich stammt das Pulka-Geschirr ebenfalls aus dem Schlittenhundesport. Dieses Geschirr wurde speziell für den Einsatz in einem starren Zugbügel entwickelt. Das Pulka-Geschirr bietet für die Arbeit im Zugbügel eine optimale Kraftübertragung. Der Hund zieht mit dem gepolsterten Halsteil, an dem seitlich hinter den Schulterblättern die Zugösen angebracht sind. Die beiden hinteren Zugösen werden rechts und links in die Zugbügel eingehakt. Die beiden vorderen Befestigungsmöglichkeiten dienen lediglich der Fixierung des Zugbügels. Der Halsausschnitt muss sehr genau angepasst sein und darf weder die Bewegung im Schulterblatt und -gelenk behindern, noch die Atmung beeinträchtigen. Das Geschirr inklusive der vorderen Befestigungsmöglichkeiten muss so gearbeitet sein, dass der Zugbügel im angespannten Zustand nicht hin und her schlackern kann. Bei diesem Geschirrtyp ist lediglich der Bauchgurt verstellbar, daher ist auch hier das genaue Anpassen sehr wichtig. Das Pulka-Geschirr ist das übliche Geschirr für die Anspannung im Zugbügel.

Brustblattgeschirr

Das Brustblattgeschirr wird auch Sielengeschirr genannt. Gezogen wird mit dem sogenannten gepolsterten Brustblatt, das vorne quer über die Brust des Hundes verläuft. Auf beiden Seiten des Brustblatts verlaufen die verstellbaren Zugstränge, die an einem beweglichen Ortscheit befestigt werden, damit das Brustblatt bei jedem Schritt mit der Bewegung geht und nicht auf der Brust reibt. Der Sitz muss individuell für den jeweiligen Hund in der Höhe genau angepasst sein. Sitzt es zu tief, behindert es in der Vorwärtsbewegung. Sitzt es zu hoch, kann es die Atmung behindern. Getragen wird das Brustblatt von einem über den Nacken verlaufenden Riemen. Ein umlaufender Bauchgurt hält das Geschirr in der richtigen Lage. An dem Bauchgurt befinden sich die Zugösen, die rechts und links an der Schere befestigt werden. Zusätzlich kann bei dieser Anspannungsform ein Hintergeschirr benutzt werden. Das Hintergeschirr besteht aus einem umlaufenden breiten Riemen, der um das Hinterteil des Hunds verläuft und rechts und links in die Schere eingehakt wird. Ein Riemen, der über der Kruppe verläuft, hält das Hintergeschirr in der richtigen Position. So angespannt ist der Hund in der Lage, den Wagen mit dem Hinterteil mitzubremsen. Brustblattgeschirre gibt es in einer gesonderten Zweispännerversion. Bei dieser Anspannung werden die Hunde rechts und links an einer Deichsel befestigt.
Brustblattgeschirre sind nur für die Zugarbeit in gemäßigtem Tempo geeignet.

Niiva-Harness

Dieses Geschirr wurde im Herbst 2006 von Experten der Internetseite http://www.laufhundesport.de/ in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Musher entwickelt. Auf den ersten Blick ist dieses Geschirr dem Norweger-Führgeschirr sehr ähnlich. Das Niiva-Harness ist ein sogenanntes Brust-Quer-Steg-Geschirr, das heißt, dass die Zuglast quer über die Brust nach hinten geführt wird. Dieses Geschirr wurde eigens für den Dobermann zur Anspannung an der Zugleine entworfen. Dobermänner haben vom Körperbau und Fell her nur wenig mit den nordischen Hunden gemein. Wegen ihres schlanken Körpers, des extrem tiefen Brustkorbes sowie des kurzen Fells sitzt das gebräuchliche X-Back-Geschirr häufig nur unzureichend. Unter Belastung ist daher die Gefahr groß, dass die Hunde Scheuerstellen unter den Achseln bekommen. Beim Niiva-Geschirr soll nun durch eine besondere Nähtechnik im Bereich des Ansatzes zwischen Bruststeg und Zugschlaufe ein Verrutschen des Geschirrs und damit Scheuerstellen verhindert werden. Das Niiva-Harness wird als Maßanfertigung angeboten. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Geschirr nicht nur bei den Dobermännern, sondern vielleicht auch bei Hunden anderer Rassen bewähren und durchsetzen kann.

Faster-Geschirr

Das Faster-Geschirr ist eine Weiterentwicklung der klassischen Renngeschirre. Seiner Form entsprechend gehört es zur Gruppe der V-Back-Geschirre. Es bietet dem Hund durch diese Passform viel Rückenfreiheit. Ein breiter Steg und das breite Halsteil verteilen die Zuglast großflächig auf die Brust des Hundes. Das Geschirr zentriert sich laut Hersteller immer mittig. Dadurch gibt es kein Verrutschen und Scheuern unter den Achseln. Dieses Geschirr kann auch eine gute Alternative für Hunde sein, die sich mit einem herkömmlichen X-Back-Geschirr aufgrund der eingeschränkten Rückenfreiheit verspannen und somit nicht in der entsprechenden Weise ziehen können.

Safety-Geschirr

Das Safety-Geschirr ist ein sogenanntes Kurzgeschirr. Auf den ersten Blick sieht es einem normalen Führgeschirr sehr ähnlich und kann auch solches genutzt werden. Der Ring für die Leine weiter hinten angebracht. Wie beim Faster-Geschirr verteilen ein breiter Steg und das breite Halsteil die Zuglast großflächig auf die Brust des Hundes. Zwei seitlich angebrachte Klickverschlüsse garantieren ein schnelles An- und Ablegen des Geschirrs. Es eignet sich als Zuggeschirr besonders zum Cani-Cross. Zur Zugarbeit vor dem Bike, Roller oder Trike kann es ebenfalls benutzt werden.